Station 4

Das letzte Abendmahl

Einige Tage bin ich jetzt schon im Haus meines Onkels. Wenn ich nicht mit meinem Onkel zum Markt gehe, helfe ich meiner Tante im Haus. Es ist einiges zu tun, denn das Passah-Fest steht vor der Türe. Für uns Juden ist es das wichtigste Fest im Jahr. Wir erinnern uns daran, dass Gott unsere Vorfahren vor mehr als tausend Jahren aus der Gefangenschaft in Ägypten in die Freiheit geführt hat. Viele Menschen kommen für das Passah-Fest in die Stadt, um am Tempel zu beten und zu opfern.

Vor dem Essen heute Abend habe ich noch eine große Aufgabe: meine Tante schickt mich ins Nachbarhaus. Dorthin, wo Jesus und seine Jünger zu Gast sind. Ich soll ihnen einen Krug von unserem besten Öl bringen. Aufgeregt mache ich mich auf den Weg.

Ein Mann macht mir die Türe auf. Es ist Petrus. Meine Tante hat mir von ihm erzählt. Früher war er Fischer am See Genezareth. Aber dann hat er Jesus getroffen. Diese Begegnung hat sein ganzes Leben verändert. Und seitdem ist er mit ihm unterwegs. Schüchtern reiche ich Petrus den Krug mit dem Öl. „Für euch“, sage ich.

Als die Tür wieder geschlossen ist, drücke ich mich in der Gasse herum. Ich wüsste zu gern, was dort drinnen vor sich geht. Also spähe ich zum Fenster hinein, auch wenn ich weiß, dass man das eigentlich nicht macht.

Dort steht ein großer Tisch. Um den Tisch sitzen Jesus und seine Jünger. Der Duft von frischem Brot und gebratenem Lamm steigt mir in die Nase. Da steht Jesus plötzlich auf. „Meine Zeit ist gekommen. Bald schon wird einer von euch mich verraten. Bald schon werde ich beim Vater sein“, sagt Jesus. Und dann nimmt er sich eines der Brote aus dem Korb und spricht ein Dankgebet. Er bricht das Brot auseinander und gibt jedem seiner Jünger ein Stück davon. Angestrengt lausche ich und höre Jesus sagen:

„Nehmt das Brot und esst davon. Es ist mein Leib. Wenn ihr davon esst, dann nehmt ihr mich in euch auf.“ Als alle das Brot gegessen haben, nimmt Jesus einen Becher in die Hand. Wieder spricht er ein Dankgebet. Dann reicht er ihm einen der Jünger und sagt: „Nehmt den Wein und trinkt davon. Es ist mein Blut. Es wird für euch vergossen, damit eure Sünden vergeben sind.“ Von Jünger zu Jünger wandert der Becher, bis alle daraus getrunken haben.

„Joram“, höre ich meine Tante rufen, „Joram, komm zum Essen.“ Schnell laufe ich ins Haus zurück. Auch unser Tisch ist heute reich gedeckt. Erst jetzt merke ich, wie mein Magen knurrt. Schnell schnappe ich mir ein frisch gebackenes Brot. Wie gut es tut, nach einem langen Tag etwas zu essen. Als ich das Brot kaue, muss ich an Jesu Worte denke: „Nehmt das Brot und esst davon. Es ist mein Leib.“ Wie hat er das wohl gemeint?