Station 2

Jesus zieht in Jerusalem ein

Gestern Nachmittag ist mein Onkel zu uns gekommen. Er holt das Olivenöl ab, das meine Familie herstellt, um es in Jerusalem zu verkaufen. Und wisst ihr was? Jetzt bin ich zusammen mit meinem Onkel auf dem Weg dorthin. Denn diesmal darf ich ihm beim Verkauf des Öls helfen und ein paar Tage in seinem Haus in Jerusalem bleiben. Bald ist nämlich das Passah-Fest, zu dem viele Menschen nach Jerusalem kommen.

Der Weg nach Jerusalem ist ganz schön weit. Zum Glück haben wir den Esel meiner Familie dabei. Auf dessen Rücken hat mein Onkel die Flaschen mit dem Öl geladen. Als wir eine Trinkpause machen, kommen plötzlich ein paar Männer auf uns zu. „Wir brauchen euren Esel“, sagen sie zu uns. „Unseren Esel?“, fragt mein Onkel sie ärgerlich, „wofür denn?“ Da erzählen die Männer, dass Jesus von Nazareth sie schickt. Er hat ihnen gesagt, dass sie hier einen Esel finden werden. Jesus braucht diesen Esel, denn auf ihm will er nach Jerusalem hineinreiten, so, wie es in unsrer Heiligen Schrift geschrieben steht. „Auf unserem Esel?“, fragt mein Onkel. Aller Ärger ist aus seiner Stimme gewichen. Schnell lädt mein Onkel das Öl vom Rücken seines Esels und gibt ihn den Männern.

„Aber Onkel“, sage ich zögerlich zu ihm, „warum hast du ihnen denn unseren Esel gegeben?“ Mein Onkel schaut mich an und lächelt: „Du hast wohl noch nichts von Jesus von Nazareth gehört, was, mein Junge?“ Ich schüttle den Kopf. „Ich werde dir nachher alles von ihm erzählen, was ich weiß. Aber jetzt mach schnell, wir wollen nicht verpassen, wie Jesus in die Stadt reitet.“ Mit schnellen Schritten geht mein Onkel los. Ich renne ihm hinterher.

Wir müssen nicht lange laufen, da stehen wir mitten in einer Menschenmenge. Links und rechts des Weges haben sich die Menschen aufgestellt. Schnell schlüpfe zwischen den Beinen der Männer und Frauen hindurch, bis ich ganz vorne bin. Und da sehe ich ihn: Ein Mann, der auf einem Esel sitzt. Auf dem Esel meiner Familie! Das muss Jesus sein!

„Jesus, Jesus!“, rufen die Menschen ihm aufgeregt und voller Freude zu. „Ehre sei Gott in der Höhe“, „Hosianna dem Sohn Davids“, „Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN“. Einige Menschen hauen Zweige von den Bäumen ab und legen sie auf den Weg wie einen Teppich. Einige Menschen verbeugen sich, als Jesus an ihnen vorüberreitet. Manche ziehen sogar ihre Kleider aus und breiten sie vor ihm aus. Die Freude und der Jubel der Menschen sind ansteckend und ich stimme mit ein. Jesus muss ein ganz besonderer Mensch sein, das spüre ich. Ich werfe meine Arme nach oben und rufe: „Jesus, Jesus!“