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Ein (un)gewöhnlicher Vormittag

Dienstag, 07.04.2020

 

Eigentlich wäre ich gerade mit 30 Kids an der frischen Luft, würde im Ferienprogramm das schöne Wetter genießen und gedanklich schon wieder an die Nachmittagseinheit denken.

Eigentlich würden mich gerade die Kids sehr wahrscheinlich fragen, wann und was es denn zu Mittag gibt, denn sie haben ja schließlich Hunger. Ich würde zum wiederholten Mal auf ihre Lesefähigkeit hinweisen und dass sie genau wissen, wo der Speiseplan hängt.

Eigentlich hätte ich bereits viele schöne und lustige Momente mit den Kids und den Betreuer/innen erlebt. Ich hätte bereits viel gelacht und das ein oder andere Mal auch schon den Kopf geschüttelt.

 

Eigentlich ...

 

Stattdessen arbeite ich von zu Hause aus und schreibe Berichte und Konzepte, die schon seit Längerem auf dem Schreibtisch liegen geblieben sind. Ich leite die Praktikantinnen von der Ferne an und unterstütze sie so gut es eben geht.

Stattdessen sitze ich an meinem offenen Fenster, um wenigstens ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen und blicke auf die Straße und sehe dem wenigen Treiben zu. Ich blicke in die Ferne und sehe den Wald und die Wiesen. Ab und zu fliegt ein Vogel vorbei und ab und zu hört man auch ein Kind lachen.

Normalerweise bin ich ein „Warum-Mensch“ und ein „Eigentlich-Mensch“. Ich frage immer nach dem Warum & verrenne mich darin. Ich denke oft an Situationen und wie sie eigentlich sein sollten/könnten. Nur schwer kann ich daraus ausbrechen.

 

Immer?

 

Ich sitze jetzt schon längere Zeit hier am Fenster. Die Frage nach dem Warum" kam aber noch nicht. Und auch das „eigentlich“ stört mich nicht sonderlich.

Gerade sitze ich einfach nur hier und genieße die Wärme der Sonne. Ich genieße es, einfach mal nichts zu tun und an nichts denken zu müssen. Ich genieße es, dass ich mir keine Sorgen machen muss und dass es mir gut geht. Denn damit gehöre ich zu den Glücklichen.

Ich genieße es, mir wieder in Erinnerung zu rufen, warum ich die Arbeit mit Kids so sehr liebe und warum ich sie so umsetze, wie ich es eben tue. Ich genieße es, stolz auf mich sein zu dürfen, weil ich wieder daran erinnert werde, was ich bereits alles geschafft und auf die Beine gestellt habe.

Und dann kommt doch noch das „Warum?“.

Aber dieses Mal ganz anders: Warum genieße ich den Moment gerade so sehr, obwohl er eigentlich doch ganz anders sein sollte?

 

Mich begleitet seit einigen Tagen folgender Satz durch meinen Alltag:

Nicht alles ist Gottes Wille, aber alles wird von ihm gebraucht, um Gutes zu schaffen.

Vielleicht teilt mir Gott genau in und mit diesem Moment die Wahrheit hinter den Worten mit. Vielleicht darf ich gerade Gott und seine unbeschreibliche Fürsorge erleben.

Mit aller Sicherheit bin ich Gott aber auf jeden Fall jetzt gerade sehr dankbar.

Steckbrief:

 

Name: Saskia Neugebauer

 

Beruf: pädagogische Fachkraft

 

in Coburg: seit Januar 2019

 

CVJM kennengelernt in: Münchberg

 

Lieblingsbibelvers:

"Kraft und Würde ist ihr Gewand, und sie lacht angesichts des kommenden Tages. Ihren Mund öffnet sie mit Weisheit, und freundliche Unterweisung ist auf ihrer Zunge." (Sprüche 31,25-26)