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Team CVJM: Wo jede Gabe zählt

Gemeinsam unterwegs sein, Verantwortung teilen, Gaben entdecken und Räume gestalten – das ist gelebter CVJM. Dieser Artikel zeigt, wie aus Einzelnen ein starkes Miteinander entsteht, in dem Jugendliche wachsen, Glauben erleben und Gemeinschaft erfahren. »CVJM – zusammen geht was« wird hier nicht nur beschrieben, sondern konkret – durch Menschen,
die einander stärken und Raum für Entwicklung schaffen.

 

Ich war 13 oder 14, als meine Schwester mich das erste Mal mit zum Indiaca- Training des CVJM Bayreuth nahm. Es war Donnerstagabend und beim Ankommen wurde ich direkt freund­lich begrüßt. Die Gruppe war bunt gemischt: Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene – alle waren offen, herzlich und voller Energie. Es gab keine offizielle Person, die uns trainierte, aber das machte gar nichts: Jemand erklärte mir die Regeln, jemand anderes zeigte mir die Schlagtechnik – und ehe ich mich versah, war ich mitten im Spiel. Schnell wurde klar: Indiaca ist ein echter Teamsport. Mir wurden die verschiedenen Positionen erklärt und ich lernte, worauf es ankommt – vorne am Netz, in der Mitte, hinten in der Abwehr. Und obwohl jede und jeder auf allen Positionen spielte und lernte, kristallisierte sich mit der Zeit heraus, wo meine Stärken lagen. Die Erfahrenen achteten darauf, uns gut ein­zu­setzen, damit wir uns im Spiel optimal ergänzen.

Was mich damals tief beeindruckt hat: Es ging nicht darum, perfekt zu sein. Es ging darum, gemeinsam besser zu werden. Und das war mein erster richtiger Berührungspunkt mit dem, was CVJM für mich bedeutet: Ein Ort, an dem man dazugehören darf. Ein Ort, wo jede Gabe zählt. Und ein Ort, an dem aus lauter Einzelnen – ein echtes Team wird. Das, was ich beim Indiaca im CVJM erlebt habe, beschreibt Paulus ziemlich treffend im 1. Korintherbrief: »Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl viele, ein Leib sind: so auch Christus.« (1. Kor 12,12: ELB)

 

Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat,

alle Glieder des Leibes aber, obwohl viele, ein Leib sind: so auch Christus.
1. Kor 12,12: ELB

 

Paulus spricht hier über die Gemeinde. Er vergleicht sie mit einem Körper: ein einziger Organismus, aber viele verschiedene Teile – und jeder Teil hat seine eigene Funktion. Das Auge ist nicht die Hand. Der Fuß nicht das Ohr. Und doch braucht es alle, damit der Körper als Ganzes funktioniert.

 

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Das sieht man auch beim Indiaca, jede Position und jede Aufgabe im Spiel ist wichtig: Da gibt es die, die blocken und vorne am Netz Druck machen. Andere sind stark im Annehmen und sorgen mit einem »schönen Ersten« dafür, dass überhaupt ein Spielaufbau möglich ist. Wieder andere sind im Stellen stark – sie schaffen die perfekte Vorlage für den Angriff. Und dann sind da noch die, die angreifen und Punkte machen. Jede dieser Rollen braucht verschiedene Fähigkeiten und zeigt unterschiedliche Stärken. Wenn alle nur stellen würden, würde kein Angriff passieren. Wenn alle nur angreifen wollten, käme kein Ball sauber an. Es braucht das Zusammenspiel – genau wie in einer Gemeinde:

 

Ein Zusammenspiel für Jugendliche
Denn sie sind auf der Suche – nach Orientierung, nach ihrem Platz, nach sich selbst. Zwei Themen begegnen mir dabei immer wieder: Angenommen sein und (Un)Sicherheit. Viele tragen innere Sätze mit sich herum: »Ich darf keine Fehler machen. Ich muss erst etwas leisten, um dazuzugehören. So, wie ich bin, reicht nicht.«

Wenn ich zurückdenke, war das bei mir ganz ähnlich. Ich hatte das große Glück, in einer Gemeinde mit aktiver Kinder- und Jugendarbeit aufzuwachsen. Da war viel los: Jungschar, Jugend­gruppe, Jugend­gottes­dienste, Freizeiten – ein bunter Mix aus Gemeinschaft und Glaube. Und durch den CVJM kamen noch Indiaca-Trainings und Turniere dazu. Beide Orte – Gemeinde und CVJM – wurden für mich zu Räumen, in denen ich einfach da sein durfte. Erst mal dabei sein. Dann meine Gaben entdecken und ausprobieren. Und schließlich die ersten Schritte in die Verantwortung gehen – von der Teilnehmerin zur ehren­amtlichen Mit­arbeiterin. Was ich dort erlebt habe, war so wertvoll und prägend, dass irgendwann klar wurde:

 

Das will ich weitergeben
Heute, als Hauptamtliche, ist mir eines besonders wichtig: einen Ort zu schaffen, an dem Jugendliche sich angenommen fühlen – ganz unabhängig von Leistung oder Perfektion. Einen Ort, an dem sie kommen und sein dürfen, wie sie sind – mit all ihren Stärken, Zweifeln, Fragen und Macken. Wo sie ihre Gaben entdecken und ausprobieren dürfen, ohne Angst, Fehler zu machen.

Einfach ausprobieren, wachsen – und nicht erst etwas leisten müssen, um dazu­zu­gehören. Ich wünsche mir Räume, in denen sie Glauben entdecken können. Unabhängig von ihrem Stand­punkt Glauben kennenlernen, erkunden, erleben und weitergeben können. Weil sie erfahren haben, dass dieser Glaube trägt. CVJM kann dieser Ort sein. Ein Raum, in dem Jugend­liche nicht überfordert, aber auch nicht unterfordert werden. Ein Raum, in dem sie erleben:

 

Menschen, die bereit sind,

Jugendlichen etwas zuzutrauen.

 

Ich bin geliebt. Ich bin gewollt. Ich bin begabt. Ich bin Teil von etwas Größerem.
Und wenn wir wollen, dass Jugendliche im CVJM wirklich einen Ort finden, an dem sie an­ge­nommen sind, sich ausprobieren dürfen und im Glauben wachsen können – dann braucht es mehr als Angebote. Es braucht Menschen mit einem bestimmten Mindset. Menschen, die bereit sind, Jugendlichen etwas zuzutrauen. Die Räume gestalten – nicht nur archi­tektonisch, sondern auch im Denken. Es braucht Ehrenamtliche, Hauptamtliche, junge Erwachsene, Erwachsene – Menschen mit Erfahrung, die Formate entwickeln, die begleiten und coachen. Die es aushalten, wenn etwas anders läuft als geplant. Die ermutigen, wenn etwas ausprobiert wird. Die reflektieren und neu denken, statt alles kontrollieren zu wollen. Und das kann ganz schön herausfordernd sein. Weil es bedeutet, Verantwortung zu teilen, Kontrolle loszulassen. Aber genau darin steckt das Potenzial für echtes Wachstum – auf beiden Seiten.

Kurz: Es braucht Menschen, die bereit sind, Macht abzugeben, Aufgaben loszulassen und Vertrauen zu schenken. Mitarbeitende, die zuzulassen, dass junge Menschen nicht nur teil­nehmen, sondern mitgestalten.

So beschreibt es Paulus im ersten Korinther­brief: Die Gemeinde ist ein Leib mit vielen Gliedern – keines unwichtiger als das andere, und nur im Zusammenspiel kann der Körper wirklich funktionieren. Das gilt auch für unsere Jugendarbeit: Nicht jeder muss alles machen – aber jeder darf etwas beitragen. Wenn wir dieses Bild ernst nehmen, erkennen wir: Jede Gabe, jede Perspektive und jedes Alter hat seinen Platz – und ist nicht Konkurrenz, sondern Ergänzung. Dann entsteht Raum für das, was CVJM ausmacht: Lebendiger Glaube in leben­diger Gemeinschaft.

 

Der CVJM ist ein Ort, zu dem sie kommen und sein dürfen,

wie sie sind – mit all ihren Stärken, Zweifeln, Fragen und Macken.

 

Team CVJM – zusammen geht was
Bei meinen Besuchen in verschiedenen CVJM-Ortsvereinen habe ich erlebt, wie gelebtes »Team-CVJM« aussehen kann. Bei der Jahreshauptversammlung eines Ortsvereins wurde beim Jahresrückblick sichtbar, wie viele Gruppen, Angebote und Begegnungsräume dort entstanden sind. Für Jung bis Alt und von Jung bis Alt.

 

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Ein weiterer Team-CVJM-Moment: Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene zweier Orts­vereine und einer Evangelischen Jugend gestalten gemeinsam eine Konfi-Freizeit. Erfahrene nehmen junge Menschen mit hinein, lassen sie ausprobieren, begleiten sie – und schaffen so Raum, in dem Gaben entdeckt und Glauben erlebt werden. Nicht nur die Konfis wachsen daran, auch die Mitarbeitenden. Jede Altersgruppe hat ihren Platz, jede Gabe zählt – ganz im Sinne von 1. Korinther 12: Ein Leib, viele Glieder. Unterschiedlich – und doch eins.

 

Hannah Reichstein,

Landessekretärin für GlobalCastle